Musikzentrum, Bild 1
Bild: Jan Pautzke
Musikzentrum, Bild 2
Bild: Hilmer & Sattler und Albrecht
Musikzentrum, Bild 3
Bild: Hilmer & Sattler und Albrecht
Musikzentrum, Bild 4
Bild: Jan Pautzke
Musikzentrum, Bild 5
Bild: Jan Pautzke

„Abschließend möchte ich sagen: Wir wollen einfach ein schönes Wohnzimmer....“ (Steven Sloane, März 2012)

Der Bauherr wünscht einen Konzertsaal mit erstklassiger Akustik, der eher dem Gefühl eines Wohnzimmers, als dem eines Tonstudios entspricht. Tageslicht ist deshalb unverzichtbar, so wie wir es z.B. in Mendelssohn Bartholdys berühmten Leipziger Salon oder im Palau de la Musica Catalana in Barcelona finden.

Wir halten den bestehenden Kirchenraum für so schön und würdig, dass man ihn ohne größere Änderungen gerne weiter verwendet; die Konvention eines Massivbaus mit Fenstern und Tageslicht setzt sich in den beiden Sälen fort.

Das Musikzentrum wird in zwei Baukörper aufgeteilt, die Kirche, die mit dem freigeräumten und sanierten Innenraum das Foyer bildet und den Neubau, der die Säle, sämtliche zugehörige Nutzungen und die Technikbereiche enthält.

Der Neubau liegt südlich vor der kompletten Breite der Kirche. Er bildet nahezu ein Quadrat von etwa 45m Seitenlänge. Ein zweigeschossiger schmaler verglaster Verbindungsbau bildet die Fuge zwischen beiden Baukörpern. Trotz seiner flächigen Größe nimmt sich der Neubau gegenüber der Kirche im Stadtraum bewußt zurück. Das letzte Geschoß ist zurückgestaffelt, die Traufe des Hauptkörpers beträgt knapp 15m. Damit wird die Traufkante der Kirche aufgenommen und auf drei Seiten weiter im Stadtraum betont. Die Fernwirkung der Kirche bleibt erhalten.

Der Hauptzugang des Musikzentrums liegt am Marienplatz auf der nördlichen Kirchenseite. Hier wird der bestehende Platz genutzt um einen Außentreffpunkt mit schönen Aufenthaltsqualitäten unter den großen Platanen gegenüber dem lauten Stadtraum der Viktoriastraße zu generieren, bevor der Besucher das Musikzentrum betritt.

Betritt man das Foyer vom Marienplatz her, öffnet sich der unverstellte knapp 15m hohe Kirchenraum. Der Boden ist überall niveaugleich, die Fenster des Chores sind bis auf den Boden erweitert um Ein- und Ausblicke zur Viktoriastraße zu ermöglichen. Von der Galerie im Verbindungsbau schauen Besucher durch die im unteren Teil geöffneten Kirchenfenster in das Foyer zurück. In der kichenraumartigen Akustik sind auch Veranstaltungen, wie z.B. Chormusik denkbar.

Der Saal ist das „Wohnzimmer“ des Orchesters und das braucht große Fenster, die den Bezug zur Außenwelt und der Stadt herstellen. Der Saal hat eine einladende Proportion, eine klassische Großgliederung mit Fenstern, deren symmetrischen Abdrücken auf der gegenüberliegenden Nicht-Fensterseite (akustische Symmetrie), Pilastern, Gesimsen und der Empore. Darüber hinaus hat er eine moderne Binnengliederung der Wand, bei der musikalische Intervallproportionen in rhythmische Profilierungen umgesetzt werden. Die Profilierung wirkt als akustischer Diffusor, im Profilgrund wird die akustisch notwendige Absorptionsfläche bereitgestellt. Die Profile sind glatte weiße Flächen, der Profilgrund hat eine Färbung, dadurch entsteht ein Changieren auf der Wand und eine zusätzliche Tiefenwirkung.